Du liest die Kurzfassung des Klimaaktionsplans. Hier kannst du das Kapitel in voller Länge lesen:

Vollständiges Kapitel

Überblick

Das Pariser Klimaabkommen verpflichtet die Länder dazu, ihre Finanzflüsse in Harmonie mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens zu bringen. (Artikel 2.1.c des Pariser Abkommens). 

Finanzintermediäre verhelfen der Erdölindustrie zu mehr Kapital, wodurch jene im Gegenzug trotz der Konkurrenz durch erneuerbare Energien profitabel bleiben. Heutzutage, fünf Jahre nach der Annahme des Pariser Klimaabkommens und dank alternativen erneuerbaren Energien darf das Geschäft mit fossiler Energie nicht weiter so profitabel sein - es wird jedoch von Finanzintermediären noch als profitabel bewertet und behandelt. Dies steht im Widerspruch zu der Sorge, dass es sich bei vielen dieser Wertpapiere um verlorene Investitionen (stranded assets) handelt und die globale Weltwirtschaft auf eine CO2-Blase (Carbon Bubble) zusteuert. Der Markt ist nicht einfach neutral. Risiken werden durch den Finanzmarkt falsch bewertet, denn viele Finanzinstitute haben intern keine Expertise bezüglich der Klimakrise aufgebaut und bewerten dementsprechend, Risiken im Zusammenhang mit fossilen Energien zu niedrig.  Auch werden die Chancen, welche alternative Kapitalanlagen bieten, verkannt. Viele Finanzinstitute haben ihre Verantwortung dem Klima und der Gesellschaft gegenüber lange verneint. Finanzintermediäre sind nicht nur passive Gefässe, durch welche Geld fliesst, sondern sie können aktiv steuern, wohin das Geld fliesst und haben somit eine grosse Verantwortung und Verpflichtung. Leider nehmen die wenigsten Finanzinstitute diese Verantwortung und Verpflichtung wahr.  

Symbolbild: Paradeplatz, Zürich.

Der Schweizer Finanzplatz mit Hauptstandort in Zürich und Genf gehört zu den wichtigsten der Welt. Zudem agieren in der Schweiz global einige der bedeutendsten Vermögensverwalter*innen. Unser Finanzplatz hat also einen besonders grossen Hebel in der globalen Weltwirtschaft und somit auch in der internationalen Klimapolitik - eine Chance und gleichzeitig eine Verpflichtung für die Schweiz, ihre Auslandsemissionen zu reduzieren. Wenn der Schweizer Finanzplatz sich nicht an das Pariser Abkommen haltet, dann wird die ganze Welt das 1.5-Grad-Ziel nicht einhalten können. Es entspricht dem Verursacher*innenprinzip, vom Schweizer Finanzplatz und den Regulatoren*innen jetzt bewusstes, nachhaltiges Handeln zu fordern. Im Vergleich zur europäischen Zentralbank (EZB), den umfassenden Reformen der EU bezüglich nachhaltiger Finanzwirtschaft (Sustainable Finance) und den proaktiven Massnahmen der Bank of England, bildet die Schweiz, vor allem gemessen an der Grösse und Bedeutung ihres Finanzplatzes, das Schlusslicht Europas. 

Wenn man von nachhaltiger Finanzwirtschaft (Sustainable Finance) spricht, wird die Kreditseite oft vernachlässigt. Während einige wenige Grossbanken viele Kapitalanlagen im Ausland haben vergeben kleinere Banken (wie z.B. Kantonalbanken) vor allem Kredite in der Schweiz. Auch hier sind Banken nicht nur passive Gefässe, durch welche Geld fliesst, sondern sie können ebenfalls aktiv Forderungen aussprechen. Des Weiteren kann auch auf der Finanzierungsseite allgemein von inländisch tätigen Banken mehr Engagement betrieben werden.  

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Finanzplatz die Macht hat, den Wandel unserer gesamten Wirtschaft sowohl hier in der Schweiz als auch global voranzutreiben. Und mit grosser Macht kommt bekanntlich auch eine grosse Verantwortung.  

Die Massnahmen, welche im Kapitel “Finanzplatz” diskutiert werden, verwenden im Kern folgende Instrumente:

Divestment: Entziehung von Kapital aus emissionsintensiven Teilen der Wirtschaft, zum Beispiel Erdölunternehmen. 

Investment: Kapital wird gezielt in klimafreundliche Sektoren oder Unternehmen gelenkt, welche für die Transition der gesamten Wirtschaft zu einer CO2-neutralen Wirtschaft notwendig sind.  

Engagement: Wenn CO2-intensive Unternehmen nicht dazu in der Lage sind, selbst intern einen Wandel voranzutreiben, werden sie langfristig nicht am Markt bestehen können. Es ist vorzuziehen, dass die Unternehmensführung in diesen Bereichen aktiv den Wandel von sich aus angeht. Oftmals ist die Unternehmensführung jedoch zögerlich, den Tatsachen in die Augen zu sehen und neue Strategien auszuarbeiten. Aktienhalter*innen können aktiv ihre Stimmrechte und ihren Einfluss ausüben, um einen internen Wandel in solchen Teilen der Wirtschaft voranzutreiben.  

Transparenz: Ein grosses Problem ist die fehlende Transparenz betreffend klimaschädlichen Auswirkungen von Finanzflüsse oder generell Informationen über Finanzflüsse. Kund*innen, sowohl private als auch institutionelle, sind zu wenig informiert und können nicht bewusste Entscheide treffen, selbst wenn sie klimabewusst ihr Geld anlegen wollen. Informationen und Transparenz bieten die Basis dafür, dass Kund*innen bewusst ihrer Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten Ausdruck verleihen können. Aufrichtigkeit bietet auch die Grundlage für die Wissenschaft, die nur so aussagekräftige Analysen machen kann. 

 

Massnahmen