Gebäude und Raumentwicklung
Unser Zuhause sollte ein Ort sein, an dem wir uns wohlfühlen. Sorgen wir dafür, dass unser Zuhause nicht dazu führt, dass andere Menschen ihr Zuhause verlassen müssen aufgrund der Klimakrise.
Du liest die Kurzfassung des Klimaaktionsplans. Hier kannst du das Kapitel in voller Länge lesen:
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Vision
Unsere Vision einer klimaneutralen Zukunft hat die Menschen zusammengeführt und nähergebracht. Ein Zusammenrücken – das anfangs für einige noch ungewohnt war und wieder erlernt werden musste – doch eines, das sich als äusserst bereichernd erwiesen hat. Ein Zusammenrücken, das nicht nur angesichts der existenziellen Krisensituation Sinn vermittelt und damit Freude bereitet, sondern mit dem sich auch die Qualität verändert hat, in der wir uns begegnen. 2030 ist unser Alltag weit weniger vom lauten, rücksichtslosen und gehetzten Treiben geprägt als noch vor 10 Jahren – als vielmehr von einem Leben, das auf Nähe, nachbarschaftliche Hilfe, solidarische Organisation und belastbare Beziehungen vor Ort basiert. Die Wege sind kürzer, der Austausch bedeutungsvoller. Wir haben wieder gelernt zuzuhören und Bedürfnisse zu teilen. Und wir teilen noch viel mehr: Seien es Wissen und Kompetenzen in Nachbarschaftskollektiven, Bohrmaschinen und Lastenvelos aus Teil- und Leihorten oder Erfahrungen und lecker duftende Apfelwähe im Nachbarschaftscafé. Wir konnten freilich keine Welt frei von Streit, Problemen oder Widersprüchen schaffen, aber eine, in der wir gemeinsam nach innovativen Lösungen suchen und zwar nicht bloss auf technischer Basis, sondern auch sozial, organisatorisch, kulturell. Gemeinsam haben wir die Voraussetzungen für ein gesellschaftliches Zusammenleben geschaffen, das ein im energetischen Sinne suffizientes Leben begünstigt.
Unsere Gebäude sind klimaneutral umgerüstet, unsere Städte schenken uns mehr Platz für Aufenthalt und Austausch, für Spiel und Freizeit in den Strassen und Pärken, die stärker begrünt und dadurch auch kühler sind. Auch unsere Dörfer haben ihre Potenziale neu entdeckt und entfalten können. Sie tragen aktiv zu unserem klimaneutralen Leben bei, besonders indem sie die Vorteile der niedrigeren Verdichtung nutzen – sei es für die Produktion von Gemüse, Obst und anderen Lebensmitteln oder die solare Stromproduktion. In zahlreichen Aspekten konnten wir uns an dem orientieren, was viele Menschen bereits mit Erfolg erprobten: mehr Solidarität und weniger Konkurrenz. Mehr gemeinsames Tun, losgelöst von ständiger sozialer Kontrolle. Wir haben uns wieder viel von dem angeeignet, was einst anonymen Märkten überlassen war: von solidarischer Landwirtschaft über genossenschaftlich oder gemeinnützig organisiertes Wohnen – durch das wir einen effizienteren und flächensparsameren Umgang mit unseren Wohnflächen gefunden haben – bis hin zur Nutzung verkehrsberuhigter Strassen als Gemeingut, als unsere "Wohnzimmer" im Freien, die wir gemeinsam pflegen. All dies hat etwas Befreiendes und Wohltuendes. Es macht Freude, mit unseren eigenen Fähigkeiten Teil einer menschlichen Gesellschaft zu sein.
Um diese Vision zu erreichen, liegt der Fokus auf einigen Hauptzielen im Bereich der Gebäude- und Raumplanung. In Bezug auf die Infrastruktur geht es primär darum, mit dem Bestehenden zu arbeiten, anstatt das bisherige Wachstum fortzusetzen. Vordringliches Ziel ist es deshalb, die Sanierungsraten signifikant zu erhöhen, um alle Gebäude CO2-neutral umzubauen. Hauptziel bezüglich der Raumentwicklung ist es, das vorhandene Potenzial des bestehenden Raums so zu nutzen, dass ein klimaneutrales gesellschaftliches Leben möglich wird. Da zugleich ein Moratorium von Neubauten vorgesehen ist, liegt im Bereich Wohnraumpolitik die Priorität auf dem Ziel der „Klimagerechtigkeit“.