Du liest die Kurzfassung des Klimaaktionsplans. Hier kannst du das Kapitel in voller Länge lesen:

Vollständiges Kapitel

Überblick


Landverkehr

In den vergangenen Jahrzehnten ist der Landverkehr immer schneller geworden. Das bedeutet, dass Menschen zwar längere Strecken mühelos zurücklegen können, dafür aber der Energiekonsum und die Treibhausgasemissionen enorm steigen. In der Schweiz ist der Verkehr deshalb für 32% der inländischen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der Individualverkehr hat unsere Landschaft, Gesellschaft und Lebens- und Arbeitsweisen entscheidend geprägt. Die unmittelbare Verfügbarkeit allerlei Waren per Mausklick wird unsere Städte und unser Konsumverhalten bald grundlegend verändern. Wir brauchen jetzt keinen Schritt zurück in die Vergangenheit, sondern einen Schritt vorwärts, hin zu einer Mobilität, die den Interessen der Menschen und dem Umweltschutz gerecht wird.

Strategie: Das Ziel für den Landverkehr ist eine Verkehrsrevolution basierend auf einen erheblichen Rückgang des motorisierten Individualverkehrs. Die restlichen Fahrzeuge werden elektrifiziert oder dekarbonisiert. Die Massnahmen im Landverkehr fördern die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel (Velo, Fussverkehr, öffentlicher Verkehr) anstelle des motorisierten Individualverkehrs. Ziel sind frische Luft (weniger Verschmutzung), eine gesunde Bevölkerung (mehr Bewegung) und eine lebendige, grüne Umgebung für menschliche Interaktionen (mehr Platz für Begegnung). 

Moderne Züge als wichtiger Teil des öffentlichen Verkehrs.

Unterstützende Massnahmen: Die Umnutzung der aufgrund des motorisierten Individualverkehrs bestehenden Infrastruktur wird die Verkehrsrevolution weiter vorantreiben. Das Konzept der Smart-Multimodalität wird die Hemmschwelle für den Umstieg vom Auto auf ein zunehmend multimodales und umweltfreundliches System - hauptsächlich bestehend aus einem Velonetz, Fussgänger*innenwegen und dem öffentlichen Verkehr - senken. Dazu müssen engmaschige Carsharing-Angebote und ein Knotensystem etabliert werden. An multimodalen Knoten kommen die verschiedenen Verkehrsmittel zusammen, was ein effizientes und angenehmes Umsteigen ermöglicht. Um den Teufelskreis zwischen dem Strassenbau und der Zunahme des Strassenverkehrs zu brechen, wird die Finanzierung für den Ausbaus des nationalen Strassennetzes ausgesetzt. 

Um netto null bis 2030 zu erreichen, muss der motorisierte Individualverkehr drastisch reduziert werden. Dazu wird eine Lenkungsabgabe eingeführt, abhängig von Gewicht des Fahrzeugs und der jährlichen Kilometerleistung. Eine Reduzierung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit wird ebenfalls den Energiekonsum von Autos reduzieren. Parallel dazu wird klimafreundliche Mobilität gefördert und priorisiert, zum Beispiel mit mehr Infrastruktur für Velos und Fussgänger*innen. So wird das Velo ein schnelleres, sicheres und wegen Steuerabzügen finanziell attraktiveres Verkehrsmittel. Städte werden autofrei und die Menschen bekommen mehr Freiraum und frische Luft. Bis 2025 wird der Verkauf von Verbrennungsmotoren verboten und bis 2030 wird der Verbrauch von fossilen Treibstoffen sowie fossilem Strom auf null gesenkt. Gleichzeitig werden das zulässige Gesamtgewicht und die Maximalleistung von Personenwagen auf 1.5t bzw. 100kW begrenzt.

Luftfahrt

In Zukunft wird weniger geflogen werden. Weniger zu fliegen heisst aber noch lange nicht, dass die Erlebnisse ausbleiben. Ein neuer Tourismus soll entstehen, bei dem der Weg ans Ziel als Teil der Reise gesehen wird. Die Entdeckung fremder Kulturen wird noch spannender, wenn es etwas Besonderes und Aussergewöhnliches bleibt. Geschäftsreisen werden durch Videokonferenzen ersetzt, was nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch weniger stressig und zeitsparend ist.

Strategie: Da der Luftverkehr heutzutage fast vollständig auf fossiles Kerosin angewiesen ist und wir keine technologischen Alternativen zu Flüssigtreibstoffen kennen, existieren nur zwei mögliche Lösungen zur Reduktion der THG-Emissionen im Luftverkehr: Das Anwenden synthetischer Treibstoffe aus erneuerbarer Energie oder eine Abnahme des Luftverkehrs insgesamt. Der Ersatz des Kerosins durch synthetische Treibstoffe ist längerfristig die aussichtsreichste Lösung. Leider können die Kerosinmengen, die zurzeit verbrannt werden, wahrscheinlich nicht vor 2040 ersetzt werden und selbst das ist ein höchst ambitioniertes Ziel. 

Wenn wir das Ziel netto null bis 2030 ohne negative Emissionen oder Kompensationszertifikate erreichen wollen, führt kein Weg an einem kompletten Verbot fossilen Kerosins vorbei. Das bringt eine drastische Abnahme der Luftverkehrsbranche mit sich. Um einen abrupten Übergang zu vermeiden und gleichzeitig synthetische Treibstoffe zu fördern, empfehlen wir ein abnehmendes Kontingentsystem, das schrittweise bis 2030 zu einem Verbot führt. 

Blick aus einem Zugfenster bei der Reise.

Unterstützende Massnahmen: Wir schlagen zusätzliche Massnahmen vor, die den Übergang erleichtern und allgemein gerechter und sozial verträglicher gestalten. Die erste Massnahme ist das Streichen von Steuererleichterungen und Subventionen für den Luftverkehr. Kerosin darf nicht mehr von der Mineralölsteuer befreit sein. Kurzstreckenflüge und andere Flüge, die leicht vermieden werden können, müssen verboten werden. Wir behandeln im Plan spezifische Instrumente, zum Beispiel eine Vielflieger*innen-Steuer und eine Emissionsobergrenze für die Luftfahrt. Ausserdem müssen auch nicht CO2-abhängige Klimafaktoren kompensiert werden. Letztens soll die Verlagerung vom Luftverkehr hin zu Alternativen aktiv gefördert werden. Dabei ist es wichtig, dass nur die Verlagerung und nicht der Konsum an sich gefördert wird. Als Ergänzung zu den erwähnten Massnahmen werden noch einige allgemeine Effizienzmassnahmen vorgeschlagen, welche eine zusätzliche Verringerung der Emissionen um einige Prozent ermöglichen.

Soziale Auswirkungen: Als Konsequenz werden die meisten Arbeitsplätze in der Luftverkehrsbranche allmählich verschwinden. Klimaschutzmassnahmen werden allgemein zum Verschwinden von vielen THG-intensiven Branchen führen. Gleichzeitig werden neue nachhaltige Geschäftsmodelle entstehen. Da das heutige Wirtschaftssystem auf Wachstum angewiesen ist und nur schwer mit schrumpfenden Unternehmen umgehen kann, könnte dies viele Arbeitnehmende in Arbeitslosigkeit stürzen. Aus diesem Grund muss die Regierungen Massnahmen zur Unterstützung der Arbeitnehmenden treffen, die wegen des Übergangs zu einer klimagerechten Wirtschaft von Arbeitslosigkeit betroffen sein könnten. Begleitende Massnahmen werden ergriffen, um den beruflichen Um- und Wiedereinstieg zu erleichtern. 

Umweltverschmutzung durch Fluggesellschaften.

Mögliche Bedenken: Ein möglicher Einwand gegenüber den vorgeschlagenen Massnahmen könnte sein, dass Fluggäste aus der Schweiz auf die Flughäfen der Nachbarländer ausweichen. Jedoch erwarten wir, dass andere Länder ähnliche Massnahmen umsetzen und wenn nicht, muss die Schweiz mit gutem Beispiel vorangehen. Dasselbe gilt für das Argument, der wirtschaftliche Standort könnte durch die Einschränkung der Flüge mit Start oder Ziel in der Schweiz einen Nachteil erlangen. Ein weiteres Bedenken ist, dass Reisende stattdessen mit ihren fossil betriebenen Autos zu Flughäfen im Ausland fahren. Dieses Problem könnte durch die Förderung von Alternativen (Entwicklung eines ausgezeichneten Bahnnetzes, Erhöhung der Benzinsteuer) behoben werden. 

Schifffahrt

Verkehr entsteht nicht nur, um Menschen von A nach B zu bringen. Ein Grossteil des Verkehrs kommt ebenfalls durch den Gütertransport zustande. Deshalb spielen unser Konsumverhalten und die Reise unserer Güter eine entscheidende Rolle in der Mobilitätsdebatte. Für die Schweiz als Importland reicht es daher nicht aus, den Verkehr innerhalb ihrer Grenzen zu analysieren. Sowohl das Reisen ausserhalb der Schweiz wie auch der Import von Gütern aus dem Ausland müssen miteinbezogen werden. Daher behandelt dieser Bericht neben dem Luft- und Landverkehr auch den Wasserverkehr. 

Strategie: Es braucht einen Rückgang der per Schiff importierten Güter. Die trotzdem importierten Güter sollen strengen ökologischen und sozialen Standards unterliegen. Ausserdem müssen Konsument*innen zwingend in der Lage sein, fundierte Kaufentscheidungen zu treffen. Nicht zuletzt müssen dieselben Regelungen, welche für Privatwagen gelten, auch auf Privatschiffe angewendet werden. 

Massnahmen