Graphen wie diesen hast Du sicher schon oft gesehen:

Graph, welcher den Anstieg von CO2 und der globalen Temparatur zeigt.

Der darin sichtbare Zusammenhang zwischen dem menschlichen Treibhausgas-Ausstoss und dem immer heisseren Klima ist wissenschaftlich absolut unbestritten. Der ihm zugrunde liegende Treibhauseffekt beruht auf Grundlagenphysik.1 Tatsächlich ist sich die Wissenschaft unterdessen sicherer, dass unser CO2, Methan & co. für die beobachtete Erhitzung verantwortlich sind, als dass Rauchen zu Lungenkrebs führt.2

“Ich habe da aber schon anderes gehört!”, denkst Du jetzt vielleicht, und tatsächlich, es kursieren extrem viele Falschinformationen: Am Stammtisch, im Internet, in einigen Zeitungen, auf dem Twitteraccount eines gewissen amerikanischen Präsidenten.

Warum halten sich aber diese offensichtlich falschen Aussagen so hartnäckig? Die Antwort darauf besteht aus zwei Teilen: Viele von uns wollen schlicht nicht an diese unangenehme Wahrheit glauben – und eine regelrechte Fake-News-Maschinerie liefert uns die dafür willkommenen "alternativen Fakten" (‘Vulkane! Sonnenaktivität!’) und andere Ausreden fürs Nichtstun (‘Die in China machen ja auch nix!ʼ).

“Unangenehme Wahrheit?”, denkst Du jetzt vielleicht, “Dann wird es eben wärmer. Aber ist denn das so schlimm?”

Das ist eine berechtigte Frage, und die kurze Antwort darauf lautet Ja – und zwar schlimmer, als die allermeisten denken. Die zunehmenden Extremunwetter, das rapide Artensterben15 und die verheerenden Wald- und Buschbränden auf der ganzen Welt sind nur die Vorboten einer so katastrophalen Entwicklung, dass sie für die meisten Menschen bis heute unvorstellbar ist - oder aktiv ausgeblendet wird. (s. „Klimapsychologie“) Das Gefährliche daran: Wenn Monsterstürme16, mörderische Hitzewellen17, Dürreperioden und sterbende Ökosysteme18 sowie die daraus resultierenden Hungersnöte19, Massenmigration20 und Ressourcenkriege21 auch das ‚sichere Europa‘ erreichen, wird es zu spät sein. Es gibt bei der Klimaerhitzung klar definierte Kipppunkte, und wenn die überschritten werden, gibt es kein Zurück mehr.

Und hier kommt auch der eigentliche Grund, warum wir die Erhitzung so dringend auf 1.5 Grad beschränken müssen. Dies liegt nämlich nicht nur daran, dass die Schäden bei 2 Grad Erhitzung bereits massiv schlimmer werden als bei 1.5 Grad.22, 23 Vielmehr sind 1.5 Grad die Grenze, die als sicher betrachtet wird, um die Erhitzung zu stabilisieren, bevor sie außer Kontrolle gerät.24

Es geht darum, einen Dominoeffekt verschiedener Klima-Kippelemente zu vermeiden.

Von diesen Kippelementen sind mehr als ein Dutzend untersucht. Dazu zählen der auftauende Permafrost, die schmelzenden Pole und das schon jetzt beobachtete außerordentliche Abbrennen riesiger Flächen Wald und Buschland. Dabei heizt das bei den Waldbränden ausgestossene CO2 schon heute das Schmelzen der Arktis weiter an, gleichzeitig verstärken sich auch andere Prozesse gegenseitig ein Teufelskreis .

Weltkarte mit Klima-Kipppunkten

Was in einem solchen ungebremsten Szenario auf uns zukommen kann, berechneten Forscher des Potsdam- Institut für Klimaforschung: 10 bis 60 Meter Meeresspiegelanstieg, 4 bis 5 Grad Erhitzung. 25

Achtung: Wir sprechen hier über ein Szenario, in dem diese Erhitzung trotz unserer Klimaschutz - Anstrengungen eintritt, sollten wir den Kipppunkt überschreiten. Fakt ist aber, dass wir in einem „Business as Usual“-Szenario auch ganz ohne Kipppunkte auf eine ähnliche Erhitzung kommen. Das harmloseste Szenario für den heutigen Pfad (kein echter Klimaschutz) rechnet mit einer Erhitzung von 3.7°C bis Ende Jahrhundert. Die Kosten der Klimakrise werden in diesem Szenario auf 550 Billionen Dollar geschätzt.26 Das ist mehr, als alle heute vorhandenen Vermögen zusammengenommen. 27 Neuste Modelle gehen aber davon aus, dass die Erhitzung bis zum Ende des Jahrhunderts sogar bei etwa 5°C liegen könnte.28

Einige der renommiertesten Klimawissenschaftler*innen warnen davor, dass bei einer ungebremsten Erhitzung nur etwa eine Milliarde Menschen auf dem Planeten überleben könnten. 29

So dramatisch das klingt: Das Ende der menschlichen Zivilisation liegt im Bereich des Möglichen.

Zu den Autoren: Matthias & Nicola studieren im 3. Jahr Umweltnaturwissenschaften an der ETH und sind beide seit Tag 1 im Klimastreik aktiv.

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