Petition: Erdgas-Ausstieg in Bern bis 2030!
In der Stadt Bern wird immer noch grossflächig mit Erdgas geheizt - obwohl Erdgas ein weder sozial noch ökologisch vertretbarer Energieträger ist. Der Klimastreik Bern fordert von der Stadt Bern, von ewb und von Vermieter*innen einen vollumfänglichen Erdgasausstieg bis 2030 und einen Umstieg auf erneuerbare Heizformen!
Konkret fordern wir …
… von der Stadt Bern:
- einen vollumfänglichen Erdgas-Ausstieg bis zum Jahr 2030.
… von ewb:
- dass sogenannte erneuerbare Gase nur dort eingesetzt werden, wo sie als Energieträger unerlässlich sind.
- einen sofortigen Stopp des weiteren Ausbaus des Gasnetzes.
- dass alle Gasheizungen bis 2030 durch eine erneuerbare Alternative ersetzt werden. Das bedeutet, dass sie entweder durch einen Anschluss ans Fernwärmenetz, durch Solarenergie oder Wärmepumpen ersetzt werden.
… von Vermieter*innen:
- einen Ausstieg von Gasheizungen hin zu ökologischen Heizformen.
- keine Abwälzung von Modernisierungskosten auf Mieter*innen.
- dass alle Gasheizungen bis 2030 durch eine erneuerbare Alternative ersetzt werden. Das bedeutet, dass sie entweder durch einen Anschluss ans Fernwärmenetz, durch Solarenergie oder Wärmepumpen ersetzt werden.
Warum ist das wichtig?
Der Sommer 2023 zeigte ein weiteres Mal deutlich, welche drastischen Auswirkungen die Klimakrise hat. Der Juli 2023 war der heisseste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, Wissenschaftler*innen des EU-Klimadienstes Copernicus zufolge wahrscheinlich sogar der heisseste seit Tausenden von Jahren. In der Schweiz ist jeder dritte Hitzetod auf die Klimakrise zurückzuführen, ganz zu schweigen von den verheerenden Folgen, die die Klimakrise in Ländern des Globalen Südens hat. So wurde beispielsweise erst im August auf Maui, Hawaii, eine komplette Stadt innert weniger Stunden durch ein gigantisches Feuer zerstört. Und am 10. September 2023 wurde die libysche Stadt Darna von Überschwemmungen gänzlich zerstört, deren Bewohner*innen ins Meer gespült; es muss mit 20’000 Toten gerechnet werden.
Gemäss dem jüngsten Bericht des Weltklimarats ist es dringend notwendig, so schnell wie möglich aus den fossilen Energieträgern auszusteigen, wenn wir die 1,5°C-Grenze nicht endgültig abschreiben wollen. Angesichts der oben geschilderten Tatsachen weiterhin auf Kohle, Öl und Gas zu setzen, ist fatal.
Im Vergleich zu den anderen Fossilen taucht Erdgas dabei auffällig oft als “Übergangstechnologie” oder gar zukunftsfähiger Energieträger in politischen Papieren und Unternehmensstrategien auf. Auch wenn das von Seiten der Gaslobby konsequent anders behauptet wird: Über seinen kompletten Lebenszyklus hinweg ist Erdgas kaum weniger klimaschädlich als Kohle und Öl und es sorgt von seiner Förderung bis zur Verbrennung für Umweltschäden. Wird ein Gebäude mit Gas beheizt, entstehen dabei ca. fünf- bis zehnmal so viele Treibhausgasemissionen, wie wenn das Gebäude mit nachhaltigen Technologien wie Fernwärme oder Wärmepumpen versorgt würde. Ausserdem werden für die Erdgasförderung häufig indigene Gemeinschaften von ihrem Land vertrieben, ihrer Lebensgrundlage beraubt und ihr Widerstand häufig in Zusammenarbeit mit dem Militär brutal unterdrückt. Somit ist Erdgas weder ein ökologischer noch ein sozial verträglicher Energieträger.
Weil im Gebäudesektor durch das Heizen mit Öl, Gas und Co. ein grosser Teil der schweizweiten Emissionen anfallen, ist dieser Sektor im Kampf gegen die Klimakrise besonders wichtig. Aber es gibt noch einen weiteren Vorteil, dem Gas für das Heizen den Rücken zu kehren:
Spätestens während der Energiekrise haben wir alle zu spüren bekommen, wie instabil sowohl die Versorgung mit, als auch die Preise von Gas sind. Die Nebenkosten sind vielerorts explodiert und einigen Menschen wurde der Strom abgeschaltet, weil sie hohen Rechnungen nicht decken konnten.
Aber auch ohne zusätzliche Krise liesse sich durch eine Umstellung auf Fernwärme, Wärmepumpe oder Pellet-Heizung Heizkosten einsparen. Alle erneuerbaren Technologien verursachen jährlich deutlich geringere, teils nur halb so hohe Kosten wie Erdgas.
Eine Gasheizung widerspricht also unserem Interesse als Mieter*innen! Trotzdem können Mieter*innen nicht darüber entscheiden, welche Heizung in der Wohnung eingebaut ist und welche (finanziellen und ökologischen) Kosten diese verursacht. Auch haben Mieter*innen keinen Einfluss darauf, wie gut ihre Wohnung gedämmt ist - und wie viel Energie (und damit Geld) durch schlechte Isolierung wortwörtlich verpufft. Vermieter*innen hätten die Möglichkeit, daran etwas zu verändern - aber sie haben kein Interesse daran, nachhaltig zu heizen und ihre Häuser besser zu dämmen, da sie nicht diejenigen sind, die für die unnötig hohen Energiekosten aufkommen müssen.
Die aktuell häufig beworbene und auch von Energie Wasser Bern propagierte Alternative zu Erdgas ist Biogas und synthetisches Methan. Diese so genannten erneuerbaren Gase eignen sich zwar für die Dekarbonisierung einiger weniger Anwendungsorte, die sich durch keinen anderen Energieträger versorgen lassen. Im Allgemeinen aber braucht es eine generelle Abkehr von Gas. Biogas und synthetisches Methan sind selbst in den grosszügigsten Szenarien nicht in ausreichend grossen Mengen verfügbar, um den aktuellen Erdgasverbrauch damit zu decken. Synthetisches Gas ist darüber hinaus höchst energieineffizient. Die Wind- und Solarenergie, die seine Herstellung erfordert, sollte besser direkt genutzt werden. Auch nach einem Erdgas-Ausstieg weiterhin flächendeckend auf Gase setzen zu wollen, ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht sinnvoll, sondern dient Profitinteressen der betreffenden Unternehmen.
Städte wie Zürich und Basel haben aus den oben genannten Gründen bereits einen, wenn auch nicht ausreichend ambitionierten, Gas-Ausstiegsplan erarbeitet. Dass die Stadt Bern und ihre Energieversorgerin Energie Wasser Bern sich im Gegensatz dazu mit ihrer führenden Rolle in Sachen Gas schmücken, ist nicht nur rückständig, sondern in Anbetracht der Klimakrise verheerend. Die Entscheidungsträger*innen von Energie Wasser Bern, die Stadt Bern und Vermieter*innen, die weiterhin Gasheizungen wählen, müssen dringend ihrer Verantwortung gerecht werden.