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Die Herausforderung 

Im Jahr 2015 unterzeichnete die Schweiz zusammen mit fast allen anderen Ländern der Welt das Pariser Abkommen. Dieses verpflichtet die Vertragsparteien, die Erderwärmung auf deutlich unter 2°C gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter (1850) zu begrenzen und Anstrengungen zu unternehmen, um unter 1.5°C zu bleiben. Der IPCC-Sonderbericht von 2018 macht deutlich, dass das 1.5°C-Ziel von grösster Bedeutung ist, wenn wir nicht in eine unaufhaltsame Rückkopplungsschleife der Erhitzung jenseits menschlicher Kontrolle geraten wollen. Mit unserem derzeitigen Kurs steuern wir auf eine Erwärmung von 4°C oder mehr zu. Das hätte - und hat bereits - katastrophale Folgen wie Hungersnöte, Wasserknappheit, häufigere und stärkere Stürme, Waldbrände, Kriege um schwindende Ressourcen, einen steigenden Meeresspiegel und andere Umweltkatastrophen.

Im August 2019 hat der Bundesrat das Ziel festgelegt, die Treibhausgasemissionen (THG) der Schweiz bis 2050 auf netto null zu reduzieren. Dieses Ziel ist nicht nur unzureichend, sondern verleugnet die wissenschaftliche Realität komplett. Es ist illusorisch zu glauben, dass wir mit diesem Ziel innerhalb unseres Kohlenstoffbudgets bleiben könnten. 

Wenn wir eine Chance von 66% haben wollen, die Erhitzung unserer Atmosphäre unter 1.5°C zu halten, dann dürfen wir ab Ende 2017 gemäss IPCC noch höchstens 420 Gt CO2eq ausstossen. Da weltweit jedes Jahr etwa 42 Gt CO2eq emittiert werden, dürfte dieses Budget bei einem Business-as-usual-Szenario bereits in weniger als acht Jahren aufgebraucht sein, stand 2020. Ziehen wir hingegen eine lineare Reduzierung der Emissionen in Betracht, dann muss die gesamte Welt spätestens 2035 klimaneutral sein. 

Angesichts der Tatsache, dass wohlhabende Nationen eine grössere historische Verantwortung tragen und über mehr finanzielle Mittel verfügen, müssen sie ihren Treibhausgasausstoss schneller vermindern und ärmere Länder bei der Dekarbonisierung finanziell unterstützen. Infolgedessen muss ein Land wie die Schweiz bis spätestens 2030 netto null Treibhausgasemissionen erreichen. Abbildung 1 veranschaulicht diese Herausforderung. Die Abbildung 1 vergleicht die Entwicklung der Treibhausgasemissionen der Schweiz bei einem Business-as-usual-Szenario mit dem Netto-Null-Ziel bis 2050 der Schweizer Regierung und dem notwendigen Netto-Null-Ziel bis 2030. 

Abbildung 1: Verschiedene Reduktionspfade für die Schweiz, um die Konsum basierten  Treibhausgasemissionen auf netto null zu senken.

Über das Projekt

Was ist der CAP?

Der Klima-Aktionsplan (CAP, eng. Climate Action Plan) ist ein andauerndes Projekt mit dem Ziel, heute eine gemeinsame Lösung für die Klimakrise zu finden und eine vereinte Vision für unsere Gesellschaft von morgen zu schaffen. Der CAP erhebt nicht den Anspruch, einen makellosen Masterplan darzustellen. Wir haben versucht, so umfassend wie möglich zu sein, aber der CAP toleriert auch ein gewisses Mass an Überschneidungen oder leichten Widersprüchen zwischen verschiedenen Massnahmen. Dennoch sind die wichtigsten Massnahmen sehr detailliert ausgearbeitet worden. 

Wir behandeln eine sehr breite Auswahl an möglichen Massnahmen. Welche Kombination von Massnahmen sich hinsichtlich ihrer Wirkung und sozialen Umsetzung am effektivsten erweisen, muss noch weiter untersucht werden. Möglicherweise haben wir trotz allem auch einige ausgezeichnete Massnahmen übersehen. Das 1.5-Grad-Ziel und die Notwendigkeit von netto null bis 2030 für die Schweiz bleibt nicht verhandelbar. Aber wir sind immer daran interessiert, den Weg dahin zu diskutieren. Wir können es uns nicht leisten, noch länger zu warten. Einige Massnahmen können ab 2021 sofort umgesetzt werden. Und das müssen sie auch. 

Der CAP ist an die Bevölkerung gerichtet. Wir wollen alle Teile der Gesellschaft motivieren, mit uns nach den richtigen Lösungen zu suchen. Die verschiedenen Akteur*innen aus den emittierenden Sektoren, Organisationen und Einzelpersonen sind eingeladen, Feedback zu geben und Vorschläge für neue Massnahmen zu machen. Wir laden alle dazu ein, sich dem Projekt anzuschliessen, um einen fairen Wandel hin zur Klimaneutralität zu initiieren. Wir erwarten daher, dass Kritik an dem Plan konstruktiv statt polemisch erfolgt. Wir sind offen für Verbesserungsvorschläge und wollen gemeinsam voranschreiten können, anstatt uns in ideologischen Grabenkämpfen zu verlieren.

Ziel des CAP 

Viele haben die Realisierbarkeit von netto null bis 2030 in Frage gestellt und das Ziel als unrealistisch oder sogar gefährlich kritisiert. Der CAP ist eine Antwort auf diese Kritik. Er zeigt auf, wie dieses Ziel auf technisch realisierbare und gesellschaftlich gerechte Weise erreicht werden kann. 

Seit den allerersten Schulstreiks fürs Klima wurde immer wieder kritisiert, dass Schüler*innen eine sichere Zukunft fordern, ohne selbst Lösungen für diese existenzbedrohende Krise aufzuzeigen. Obwohl es einem Staatsversagen gleichkommt, dass diese Aufgabe Schüler*innen zufällt, nachdem die institutionelle Politik drei Jahrzehnte lang darin versagte, diese Krise in den Griff zu bekommen, blieb uns schlussendlich keine andere Wahl, als selbst die Massnahmen zu erarbeiten. Massnahmen, die das Schweizer Parlament bereits hätte verabschieden müssen, bevor die meisten Klimastreikenden überhaupt geboren waren. 

Unser Plan beweist, dass es mit den vorhandenen Technologien und innerhalb demokratischer Strukturen möglich ist, bis 2030 netto null Treibhausgasemissionen zu erreichen.

Wer schrieb den CAP? 

Der Klima-Aktionsplan wurde als gemeinsames Projekt von jungen Klimastreikenden, Wissenschaftler*innen und Expert*innen aus den verschiedensten Fachgebieten mit einem Ausarbeitungsbudget von CHF 0 verfasst. Alle Beteiligten stellten ihre Zeit ehrenamtlich zur Verfügung. Der Plan entstand aus der Zusammenarbeit von Dutzenden von Personen. Deshalb sehen wir die teilweise heterogene Form nicht als Schwäche, sondern viel mehr als Stärke.

Wie der Plan zu lesen ist 

Der gesamte CAP umfasst über 300 Seiten, 12 Kapitel und insgesamt 138 Massnahmen. Die Kurzfassung sollte einen guten Überblick über den Inhalt geben, behandelt die Themen aber eher oberflächlich. Die Leser*innen können bei Interesse tiefer in den Plan eintauchen, um mehr über einzelne Kapitel oder bestimmte Punkte zu erfahren. In der Kurzfassung sind die Quellen aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht angegeben. Im detaillierten Klima-Aktionsplan hingegen werden die verwendeten externen Quellen jeweils am Ende der Kapitel aufgeführt. Die vollständige Version des CAP ist in englischer Sprache verfasst, die Kurzfassungen sind auf Deutsch, in Italienisch und Französisch verfügbar.

Die kurze sowie lange Version des Plans können heruntergeladen oder online hier auf der Website angesehen werden. Auf der Website besteht jederzeit die Möglichkeit zwischen Kurzfassung und vollständiger Version hin und her zu wechseln (Button oben an jedem Kapitel). Unter climatestrike.ch/cap findet sich die Übersicht über alle Kapitel. Jedes Kapitel behandelt ein spezifisches Themengebiet und enthält verschiedene Massnahmenvorschläge. Wer nur die gebündelten Massnahmen ansehen möchte findet diese im Table of Policies.

Das Projekt geht weiter 

Der CAP muss mit so vielen Menschen wie möglich diskutiert werden (z.B. im Rahmen von Klimaversammlungen). Von den Ergebnissen konstruktiver Diskussionen erwarten wir, dass eine Vielzahl überlegenswerter Ideen zusammenkommt und sich daraus neue konkrete Massnahmen entwickeln lassen. Für uns ist es wichtig, dass auch Menschen sich an der Diskussion beteiligen, die in Bereichen arbeiten, in denen grundlegende Veränderungen dringend notwendig sind. Aufbauend auf diesem CAP planen wir die Veröffentlichung einer zweiten Version. Diese soll die neuen Ideen und die Kritik aus der Bevölkerung miteinbeziehen. Wir hoffen, die zweite Fassung auf einer breiteren Basis abstützen zu können. Die nächste Version soll ein visionärer und exakter Plan zur Überwindung der Klimakrise mit dem Ziel einer lebenswerten Zukunft sein.

Liste der Mitwirkenden 

Der Plan basiert auf dem Wissen und der fachlichen Kompetenz der aufgelisteten Personen. Die namentliche Erwähnung von Personen, Organisation oder Institution impliziert keine direkte Unterstützung der politischen Inhalte des Plans. 

Allen, die ihre wertvolle Zeit in dieses Projekt investiert haben, wollen wir von ganzem Herzen danken. 

NameTitelVereinigungArbeitsgruppe
Christian HuggelProf. Glaciology and GeomorphodynamicsDepartment of Geography, University of ZurichKlima-Anpassung
Nicolay SylvainPhD in Physics Klima-Anpassung
Felix KüchlerMedical DoctorMaternité DésiréeKlima-Anpassung, Landwirtschaft & Ernährungssysteme
Daniel BretscherEidg. Dipl. Biology  Landwirtschaft & Ernährungssysteme
Sonja KeelPhD in Biology Landwirtschaft & Ernährungssysteme
Daniel LangmeierBSc Agricultural Studies / MA Development StudiesBiovisionLandwirtschaft & Ernährungssysteme
Miriam LeimgruberMSc Agricultural SciencesSoil Resources research group, ETH ZurichLandwirtschaft & Ernährungssysteme
Silva LieberherrMSc in Agricultural Sciences, PhD in GeographyBread for allLandwirtschaft & Ernährungssysteme
Adrian Müller Research Institute of Organic Agriculture FiBL; Institute of Environmental Decisions IED, ETH ZurichLandwirtschaft & Ernährungssysteme
Julian Rogger Department of Earth Sciences, ETH Zurich; KlimastreikLandwirtschaft & Ernährungssysteme
Hanna Taverna  Landwirtschaft & Ernährungssysteme
Michael SchmidtProf. Dr. Soil Science and BiogeochemistryDepartment of Geography, University of ZurichLandwirtschaft & Ernährungssysteme, Negative Emissionen
Elmar Grosse RuseDipl. Environmental PsychologistWWFGebäude & Raumentwicklung
Jakob SchneiderArchitekt MA FHNW SIAArchitects for FutureGebäude & Raumentwicklung, Sektorenübergreifende Massnahmen
Axel SchubertDipl.-Ing. Arch. / Stadtplanerklimaverantwortungjetzt.chGebäude & Raumentwicklung, Mobilität
Anja KollmussAffiliated Researcher Stockholm Environment Institute Sektorenübergreifende Massnahmen, Gebäude & Raumentwicklung, Industrie und Dienstleistungssektor
Patrick HofstetterPhD Environmental SciencesWWFSektorenübergreifende Massnahmen, Industrie und Dienstleistungssektor
Jevgeniy BluwsteinPhD in Political EcologyUniversity of FribourgWirtschaftliche und politische Strukturen
Beat Ringger Former Director of DenknetzWirtschaftliche und politische Strukturen, Sektorenübergreifende Massnahmen
Lena  Bühler KlimastreikRedaktionsteam
Andri Gigerl KlimastreikRedaktionsteam
Simon ImhofMSc in Environmental SciencesKlimastreikRedaktionsteam
Jonas Kampus KlimastreikRedaktionsteam, Wirtschaftliche und politische Strukturen, Internationale Zusammenarbeit und Klimafinanzierung
Hanna Fischer  KlimastreikRedaktionsteam, Bildung
Nico Müller KlimastreikRedaktionsteam, Energieversorgung
Lorenz Obrist KlimastreikRedaktionsteam, Landwirtschaft & Ernährungssysteme
Manuel  Fischer  Bern University of Applied Sciences Bildung
Maret Gentinetta KlimastreikBildung
Manuel LehmannBSc in Community DevelopmentThinkpact ZukunftBildung
Petra Schäfer  Bildung
Patricia SchmidMSc Human Ecology Bildung
Léonore HälgPhD in Energy PoliticsEnergy Politics Group, ETH Zurich; Research Group for Renewable Energy ZHAWEnergieversorgung
Felix Nipkow Swiss Energy FoundationEnergieversorgung
Jürg RohrerProf. Ecological EngineeringZHAWEnergieversorgung
Stefan SchoriMSc in Engineering Bern University of Applied SciencesEnergieversorgung
Henrik NordborgPhD in Physics Institute of Energy Technology, Ostschweizer FachhochschuleEnergieversorgung
Felix GüthePhD in ChemistryBasel 2030Energieversorgung, Negative Emissionen
Maya Tharian KlimastreikFinanzsektor
Tobias StuckiPhD in Management and EconomicsBern University of Applied SciencesIndustrie und Dienstleistungssektor
Regina BetzProf. Energy and Environmental EconomicsCenter for Energy and the Environment, ZHAWIndustrie und Dienstleistungssektor
Jürg FüsslerDr. sc. nat. ETHZINFRASIndustrie und Dienstleistungssektor
Axel MichaelowaPhD in EconomicsInt. Climate Policy Research Group, University of Zurich; Perspectives Climate GroupInternationale Zusammenarbeit und Klimafinanzierung
Jürg StaudenmannMSc in Environmental Eng. / MAS Development Coop.Alliance SudInternationale Zusammenarbeit und Klimafinanzierung, Negative Emissionen
Christina Bitschnau-KappelerMSc Life Sciences, Natural Resource SciencesVCS SG/APMobilität
Mario Leandros Huber BanPrivateJets.orgMobilität
Christian OchsenbeinManaging co-Director BFH Energy Storage CentreBern University of Applied SciencesMobilität
Tony PattProf. Climate Protection & AdaptationClimate Policy Group, ETH ZurichMobilität
Emanuel PeterStudent MSc Computer ScienceKlimastreikMobilität
Lucie PetetinMSc in Engineering KlimastreikMobilität
Caspar ThutBSc UZHKlimastreik Mobilität
Sven ScherrerElectrical EngineerEngineers for FutureMobilität, Energieversorgung
Niels JungbluthPhD in Life Cycle AssessmentESU-services GmbHMobilität, Energieversorgung, Landwirtschaft & Ernährungssysteme
Cyril Brunner Institute for Atmospheric and Climate Sciences, ETH ZurichNegative Emissionen
Victor GarciaPhD in Theoretical Biology Negative Emissionen
Matthias Hafner KlimastreikNegative Emissionen
Jonas HostettlerPhD in ChemistryEltern fürs KlimaNegative Emissionen
Jonas LechotMSc in Plant Science Negative Emissionen
Marc Novara  Negative Emissionen
Hakon Reichardt Fossil Free Negative Emissionen
Brigitta MathysBSc in Physics Negative Emissionen, Wirtschaftliche und politische Strukturen
Camille Coppée  Übersetzung
Giulia Crotti  Übersetzung
Alexiy De Galembert  Übersetzung
Alessia Galeazzi  Übersetzung
Oscar Hughes  Übersetzung
Christophe Kaufmann  Traduction
Mirna Tagliaferri  Übersetzung
Anna Frey KlimastreikIllustration
Leonie Jucker KlimastreikIllustration
Anja Müller  Illustration

Vision - eine Botschaft aus der Zukunft 

Viele Menschen glauben, dass wir für immer so weiterleben werden, wie wir es heute tun. Aber die Realität sieht anders aus. Es wird unausweichlich gewaltige Veränderungen geben. Wir müssen uns entscheiden. Entweder entscheiden wir uns passiv für eine Welt voller Leiden und Probleme oder wir engagieren uns aktiv für eine Welt voller Neugestaltungen und Lösungen. Wir zeigen hier eine mögliche Vision unserer Zukunft.

Stellen Sie sich vor, Sie wachen morgens auf und treten an einem Sommertag vor Ihre Haustür. Sie atmen saubere und frische Luft ein. Sie schauen sich um. Obwohl Sie in einer grossen Stadt leben, sehen Sie viele Bäume und Pflanzen, die die Gebäude um Sie herum zu umarmen scheinen und die Stadt mit ihren verschiedenen Farben ausmalen. Zudem halten die Pflanzen die Umgebung angenehm kühl. Sie hören nicht mehr den lauten Lärm der Flugzeuge, den Sie früher immer beim Aufwachen wahrgenommen haben. Stattdessen hören Sie die Vögel und Insekten um Sie herum summen. 

So könnte eine Stadt in einer nachhaltigen Gesellschaft aussehen. 

Heute fahren Sie mit dem Velo zur Arbeit. Vor zehn Jahren haben Sie als Assistenzingenieur*in am Flughafen Zürich gearbeitet. Als die Corona-Krise die Welt traf, wurden Flugzeuge gegroundet. Sie bangten um ihren Job. Später sind viele Flugzeuge wegen den Klimaschutzmassnahmen nie wieder abgehoben. Aber zu diesem Zeitpunkt brauchte man keine Angst mehr davor zu haben, arbeitslos zu werden. Eine berufliche Umschulung ermöglichte es, in vielen verschiedenen anderen Bereichen zu arbeiten, die mit einer ökologischen Zukunft vereinbar sind. Am Anfang war es schwer, die gewohnte Arbeit aufzugeben. Aber heute, als Ingenieur*in von CO2 absorbierenden Technologien, hat die Arbeit wieder einen Sinn. Es war zwar eine Herausforderung, aber auf lange Sicht war die Umschulung eine grosse Chance. Ein Kollege von Ihnen machte ähnliche Erfahrungen. Er wollte etwas ganz Neues versuchen, weil er es satthatte, den ganzen Tag vor dem Computer zu sitzen. Er entschied sich für eine Umschulung im Bereich der Landwirtschaft. Jetzt leitet er eine grosse Permakultur-Farm und arbeitet den ganzen Tag in und mit der Natur. Er fühlt sich jetzt viel besser und gesünder. Ausserdem ist er froh, aufs Land zurückgekehrt zu sein. Dorthin wo er aufwuchs. Es gibt viele Permakultur-Bauernhöfe oder Bauernhöfe mit ähnlichen Methoden, die keine fossilen Brennstoffe, sondern mehr menschliche Kraft benötigen. Es wurden Jobs geschaffen, die nicht gegen, sondern mit der Natur arbeiten. Weil diese Techniken auch effizienter sind, müssen viel weniger Nahrungsmittel aus anderen Ländern importiert werden. Aufgrund von Regulationen landen Fleisch und Fisch heute eher selten auf dem Teller. Zu Beginn gab es viele Menschen, die sich darüber beklagten. Mittlerweile haben sich die Menschen daran gewöhnt. Heute gibt es viele medizinische Studien, die aufzeigen, wie dank der Ernährungsumstellung ein deutlicher Rückgang an Herz-Kreislauf-Erkrankungen möglich wurde.

Nicht nur die Ernährung machte uns gesünder, sondern auch die Art und Weise, wie wir reisen. Die Erinnerungen an Ihren Urlaub im vergangenen Frühling lassen Sie lächeln. Sie haben eine dreiwöchige Radreise unternommen, zusammen mit Ihrer Tochter und Ihrem Partner, der als Klimaflüchtling vor der Heuschreckenplage in Somalia in die Schweiz flüchtete. Das Velofahren ist nun sicher, denn die autofreien Strassen gehören wieder den Fussgänger*innen und dem Langsamverkehr. Das soziale Leben hat sich auf die Strassen und Plätze ausgeweitet. Die Menschen sprechen mit Nachbar*innen, um deren Leben sie sich früher nicht geschert haben. Das Kennenlernen anderer Kulturen erfordert nicht mehr den Ausstoss vieler Tonnen an Treibhausgasen. Alle grösseren Städte in Europa sind heute an einem modernen Bahnnetz für Hochgeschwindigkeitszüge angeschlossen. Preiswerte Nachtzüge machen das Reisen simpel und erschwinglich. Ihre Tochter spricht bereits von all den Ländern, die sie einmal erkunden möchte, wenn sie gross ist.

Die Energie für das Nachtzugnetz kommt von den allgegenwärtigen Solarpanels. Auf zahlreichen Dächern und in grossen Solarparks wandeln sie Sonnenenergie in Strom um. Die Sonnenkollektoren haben heutzutage sogar ein neues Design, so dass sie wie normale Fassaden und Dächer aussehen. Nur mit dem Vorteil, dass diese Energie produzieren. Zusätzlich wird Ihre Stromrechnung immer weniger teuer, da Sie immer mehr eigene Energie produzieren.

Wenn Sie an die Zeit zurückdenken, bevor die Regierung anfing zu handeln, schütteln Sie den Kopf. Wie blind die Meisten damals für die Krise waren. Als Ihr Interesse für das Thema aufkam und Sie sich besser informierten, begannen Sie, die Dringlichkeit der Krise zu erkennen. Die geschehenen Veränderungen scheinen heute nur logisch. Im Allgemeinen brachten viele Massnahmen bedeutende Veränderungen im Leben der Menschen mit sich. Der zwölfmonatige Elternurlaub ermöglichte es Ihnen und Ihrem Partner, eine enge Beziehung zu Ihrer Tochter aufzubauen, ohne sich um etwas anderes kümmern zu müssen. Sie fingen an, gerne darüber nachzudenken, wie Sie ihre Lebensweise ändern könnten, um ein glücklicheres Dasein zu führen. Sie begannen selbst, politisch aktiv zu werden. Viele taten es ihnen gleich. Als der Zeitpunkt des Wandels kam und die Menschen sich der Klimakrise bewusst wurden, wollten alle mitmachen und mitentscheiden, wie unsere neue Welt aussehen sollte. Mit nur sechs Arbeitsstunden pro Tag ist ein gemeinnütziges Engagement nun auch viel einfacher möglich. 

Symbolbild: Gemeinschaftsgarten in Heathrow.

Nicht nur die Schweiz hat in den letzten Jahrzehnten enorme Veränderungen durchgemacht.  Nach der Corona-Pandemie gab es eine riesige Welle von Veränderungen auf der ganzen Welt. Es war fast surreal. Die Länder lernten zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu helfen. Und es musste auch zwingend zusammengearbeitet werden, um aus der Klimakrise herauszukommen. Wir steckten da alle gemeinsam drin.

Wenn Sie auf dem Weg zur Arbeit durch den Wald fahren, lächeln Sie. Sie sind dankbar für all die Menschen, die für die ökologische Revolution kämpfen - ja so nennen es einige Leute. All die Menschen, die Ideen verwirklicht haben, um Sie vor der Krise zu schützen. Sie sind dankbar dafür, die richtige Wahl getroffen zu haben.