Klimastreikende wehren sich gegen die Reform der AHV 21 und rufen zu einer Demonstration am Samstag 18.09. in Bern auf
Ein Teil des Klimastreiks stellt sich entschlossen gegen die AHV 21 Reform und betrachtet diese als sozial ungerecht und umweltschädlich.
Ein Teil des Klimastreiks stellt sich entschlossen gegen die AHV 21 Reform und betrachtet diese als sozial ungerecht und umweltschädlich. Die nationale Arbeitsgruppe "system change" arbeitet an Maßnahmen für einen radikalen wirtschaftlichen Wandel und betrachtet das Rentensystem als eine entscheidende Struktur, die umgestaltet werden muss. Dieser Teil des Klimastreiks unterstützt die feministische und gewerkschaftliche Mobilisierung und ruft zur Teilnahme an der Demonstration am 18. September 2021 in Bern zur Stärkung der AHV auf.
Die Frage der Reform unseres Rentensystems betrifft uns alle, und dies in doppelter Hinsicht. Weil es um die Zukunft unserer aller wirtschaftlichen und sozialen Situation geht. Aber auch, weil es um den Kollaps der Biodiversität und des Klimas geht, welcher unsere Zukunft bestimmen wird, jedoch immer noch drastisch vernachlässigt wird!
Die Anhebung des Renteneintrittsalters für als Frauen gemeldete Personen entspricht einer Verlängerung der Arbeitszeit in der Gesellschaft im Allgemeinen. Mehr zu arbeiten und damit noch mehr zu produzieren, erscheint paradox in einer Gesellschaft, die bereits weit über die Grenzen der Nachhaltigkeit hinausgeht. So meint Klimaaktivistin Anna Lindermeier; “Die Idee, gesellschaftliche Probleme durch mehr Produktion zu lösen, gehört der Vergangenheit an.”
Zudem schwächt die AHV 21 Reform die erste Säule, indem sie das Mindestalter für den Bezug einer Mindestrente anhebt. Dabei ist die AHV der Pfeiler unseres Rentensystems, der nicht nur am gerechtesten ist - indem er an der Umverteilung des Reichtums teilnimmt - sondern auch am ökologischsten und widerstandsfähigsten! Während die erste Säule auf der Solidarität zwischen den Generationen beruht, funktioniert die zweite Säule, also die betriebliche Altersversorgung, auf der Grundlage individueller Beiträge auf ganz andere Weise. Die privaten Rentenfonds legen das Geld der Beitragszahler*innen in verschiedenen Bereichen an: Immobilien, Unternehmen, Spekulationen usw. Da die Zinssätze seit mehreren Jahren niedrig sind, sind die Pensionsfonds weitgehend gezwungen, in so genannte "rentable" Sektoren zu investieren, um zu versuchen, die Renten zu erhalten. Solange ein Teil der Renten den privaten Investitionen auf den Finanzmärkten überlassen wird, sind die Pensionsfonds gezwungen, die ökologischen Auswirkungen ihrer Investitionen zu vernachlässigen, die derzeit besonders umweltschädlich sind [1].
Angesichts der Probleme, mit denen die Renten konfrontiert sind, sind die Teilnahme am Wachstumswettlauf und die individuelle Kapitalisierung der Renten keineswegs eine angemessene Lösung. “Für uns scheinen Vorschläge zur Integration der zweiten Säule in die erste Säule im Rahmen einer gestärkten AHV, und unabhängig von einem forcierten Wirtschaftswachstum, eher geeignet, die künftigen ökologischen Herausforderungen zu bewältigen und gleichzeitig eine bessere Verteilung der Renten zu gewährleisten” meint Klimaaktivistin Annika Lutzke. Eine Erhöhung der Dividendensteuer könnte auch zur Finanzierung der Renten verwendet werden, ohne dass das Mindestalter erhöht wird. Diese Position gegen die AHV 21 Reform wird durch die mehr als einjährige Recherche der Arbeitsgruppe "system change" gestützt, die Massnahmen für einen radikalen wirtschaftlichen Wandel entwickeln will.
“Wir sind der Meinung ist, dass wir als Klimabewegung die Ursachen der Klima- und Soziale Krise angehen müssen: unser Wirtschaftsmodell.” meint Marion Meyers aus der “system change” Gruppe.
[1] “Rating climatique” der Klimaallianz, September 2021