Trauer
Ein persönlicher Bericht über Trauer in einer beschädigten Welt.
Ich gehe durch den Wald nahe bei Oerlikon und sehe alle diese Bäume, die wegen des Sturms nicht mehr da sind. Ich werde traurig und blicke auf einen Wald, der nicht mehr ist. Früher war da ein dichter Wald mit alten und wunderschönen Bäumen, meint meine Freund*in. Wir halten uns und erlauben uns traurig zu sein.
Ich gehe spazieren mit meiner Mama und kann nicht mehr hören, was sie sagt, weil die Autos so laut an uns vorbeirasen. Es ist nur eine kurze 80er-Strecke und die Menschen geben Gas in ihren Autos. Ich werde wütend und schreie sie an, will auf die Strasse stehen und sie zum Anhalten zwingen. Dieser rasend schnelle Lebensstil, immer schneller, immer mehr, immer neu, mir wird schwindlig und ich möchte aussteigen.
Ich lese in der Zeitung über den geplanten Ausbau von Frontex und informiere mich über Fluchtursachen. Wie Teile von anderen Ländern bereits jetzt nicht mehr bewohnbar sind aufgrund der Klimakrise; ich überlege, was alles getan werden muss, um aus dieser Krise rauszukommen und in meiner Brust wird es eng. Ich beginne zu schwitzen und merke, wie viel Angst ich vor der Zukunft habe.
Trauer, Wut und Angst sind ständige Begleiter einer Generation, die sich mit den Folgen der Klimakrise auseinandersetzen muss. Es sind berechtigte Gefühle und sie brauchen ihren Platz. Durch Trauer erkennen wir, was alles nicht in Ordnung ist in der Welt, in der wir leben. Wut hilft uns, unsere Grenzen zu spüren und gibt uns Energie, weiterzumachen. Die Angst zeigt uns, dass wir das nicht alleine können. Weil es zu gross ist, zu viel muss passieren. Lasst uns gemeinsam trauern, zusammen wütend sein und einstehen für eine schönere Welt, uns gegenseitig halten in dieser Angst und füreinander da sein. Lasst uns gemeinsam unsere Forderungen auf die Strasse tragen. What do we want?